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Schadstoffe Schadstoffe

11 Schadstoffe

Mit diesem Fragebogen können Sie eine Selbstevaluation durchführen und erhalten eine Auswertung nach dem Ampelprinzip. Das Ergebnis zeigt an, ob für einzelne Themen der Mindeststandard erfüllt wird (= „Grün“). Bei „Rot“ oder „Gelb“ folgen konkrete Hinweise und Handlungsempfehlungen.

Alle Fragen müssen beantwortet werden. Pro Frage kann nur eine Antwort ausgewählt werden. Durch Anklicken können Sie zusätzliche „Erläuterungen“ aufklappen. Um die Auswertung zu erhalten, klicken Sie am Ende auf „Absenden“.

Tipp: Bei größeren Einrichtungen ist es empfehlenswert, den Fragebogen für einzelne Bereiche, die einheitliche Rahmenbedingungen aufweisen, separat auszufüllen, z.B. für einzelne Gebäude, Gebäudeteile, Depots oder Ausstellungsbereiche.

11.1

Ursachen – Umgebung

Befindet sich die Einrichtung in bzw. in der Nähe eines Ballungszentrums, einer Großstadt oder eines Industriegebiets mit hohen Emissionswerten der Industrie oder des Kraftverkehrs?

11.2

Ursachen – Umweltbelastungen im Außenbereich

Besitzt Ihre Einrichtung auch Kulturgüter im Außenbereich, wie (Bau-)Denkmale und Plastiken, z.B. aus Stein oder Metall, und nehmen Sie Maßnahmen vor, um den Umweltbelastungen und der freien Bewitterung zu begegnen?

11.3

Ursachen – Gebäudestrukturen

Sind die Zugänge so, dass eine direkte Verbindung zwischen der Außenluft und dem Ausstellungsbereich und Depot/Magazin besteht?

11.4

Ursachen – Gebäudestrukturen

Sind die Fenster dicht schließend, sodass der Außenlufteintrag minimiert wird?

11.5

Ursachen – Gebäudestrukturen

Wird die Einrichtung durch eine raumlufttechnische Anlage belüftet?

Der Luftwechsel in Depots und Ausstellungen sollte ausschließlich über eine raumlufttechnische Anlage (RLT) erfolgen, die neben der Ventilation von Frischluft, eine mehrstufige Filterung aus Vor-, Aktivkohle- und Feinstaubfilter aufweist.

11.6

Schadstoffe in der Bausubstanz

Gibt es in Ihrer Einrichtung mit Schadstoffen belastete Bauteile?

Teile eines Gebäudes wie Dachstühle und Wandverkleidung können z.B. mit Holzschutzmitteln wie PCP, PCB, Lindan, Asbest belastet sein, die heute als gesundheitsgefährdend eingestuft werden. Zahlreiche naturkundliche und ethnografische Sammlungen weisen eine hohe Belastung an Bioziden, Pestiziden und/oder Lösemitteln auf. Diese wurden seit Anfang des 19. Jahrhunderts und bis weit in die 1980er Jahre hinein zur Vorbeugung und Behandlung biologischer Befälle (Insekten, Mikroorganismen) eingesetzt. Übliche Maßnahmen zum Schutz vor Schadstoffbelastung sind Schutzanstriche, Abtrennungen und der Austausch der betroffenen Bausubstanz. Es ist zu bedenken, dass in belasteten Bereichen ausgestellte oder gelagerte Objekte Schadstoffe aufgenommen haben und im weiteren Umgang als belastet zu behandeln sind.

11.7

Ursachen – Bau- und Konstruktionsmaterialien

Sind die Wandoberflächen (Putz) in den Depot-/Magazin- und Ausstellungsräumen mit emissionsarmen Materialien ausgeführt?

Wandflächen in Sammlungseinrichtungen sollten möglichst mit hellem (weißem) Kalkputz/-anstrich ausgeführt sein. Dieser ist lösungsmittelfrei (emissionsarm) und gilt als atmungsaktiv.

11.8

Ursachen – Einflüsse der Bau- und Konstruktionsmaterialien

Sind die Decken in den Lager- und Ausstellungsräumen mit emissionsarmen Baumaterialien ausgeführt?

Die Decken in Lager- und Ausstellungsräumen sollten möglichst mit hellem (weißem) Kalkputz/-anstrich ausgeführt sein. Dieser ist lösungsmittelfrei (emissionsarm) und gilt als atmungsaktiv.

11.9

Ursachen – Bau- und Konstruktionsmaterialien

Sind die Böden in den Lager- und Ausstellungsräumen mit rutsch- und abriebfesten sowie emissionsarmen Baumaterialien ausgeführt?

Als rutsch- und abriebfest gelten Böden, die aus Epoxidharz oder Polyurethan gegossen werden, ähnlich wie sie in öffentlichen Gebäuden und in der Industrie zum Einsatz gelangen. Diese binden nach dem Auftrag fest ab. Um die Härte zu erhöhen, können die Beläge mit mineralischen/silikatischen Bestandteilen versetzt werden.
Während auch Stein- und Terrazzoböden für Museen, Sammlungen und Archive geeignet sind, sollten Böden aus (frischem) Holz vermieden und Parkettböden langfristig ersetzt bzw. versiegelt werden. Holzwerkstoffe geben auch nach Jahren noch organische Säuren ab. Weiterhin ungeeignet sind Auslegewaren (Teppich) und PVC-Beläge, denn sie enthalten oftmals Weichmacher und sind somit nicht emissionsfrei.

11.10

Ursachen – Inventar

Wird die Sammlung/der Bestand in geeigneten Lagermedien aufbewahrt?

Als Lagermedien gelten alle im Depot- und Magazinbereich zur Unterbringung des Sammlungsguts verwendeten Ausstattungsgegenstände. Hierbei handelt es sich um Schrank- und Regalsysteme, wie in Reihen angeordnete (Schwerlast-)Regale, Kompakt- und Gitterzuganlagen sowie (Plan-)Schränke. Lagermedien schützen vor Staub und bilden gleichzeitig eine physische Barriere gegenüber Schadstoffen, klimatischen Schwankungen und biologischem Befall. Daher sollten kleinteilige Bestände bzw. in offenen Regalen gelagerte Sammlungen mit weiteren Hilfsmitteln, wie Kisten und Boxen aus Polyethylen und Polypropylen, säurefreien Museumskartonagen, Archivordnern und PE-Beuteln sowie PE-Folien, Vlies und Textilien verpackt/abgedeckt werden.

11.11

Ursachen – Inventar

Bestehen die Schränke und Regale aus emissionsarmen Materialien?

Als emissionsarme Lagermedien gelten Schränke und Regalsysteme aus einbrennlackierten/ pulverbeschichteten Metallen. In seltenen Fällen kommt im Lagerbereich Glas zum Einsatz. Die Kombination aus Glas und Holz ist im Depot aufgrund der hohen Emissionswerte des Werkstoffs Holz zu vermeiden.
Alle Holzarten geben große Mengen flüchtiger organischer Verbindungen an ihre Umgebung ab. Da diese Kulturgüter nachweislich schädigen, ist der Werkstoff Holz unbedingt aus dem Lagerbereich von Sammlungseinrichtungen zu entfernen. Insbesondere Depotschränke aus Holz, wie sie in zahlreichen historischen und naturkundlichen Schausammlungen vorliegen, bilden hohe Schadstoffkonzentrationen im Innenbereich. Holzschränke sollten so schnell wie möglich durch emissionsarme Lagerlösungen aus Metall ersetzt werden.

11.12

Ursachen – Inventar

Bestehen die Kartons und Boxen aus emissionsarmen Materialien?

Als Verpackungsmaterial sollten Kisten und Boxen aus PE/PP, säurefreie Museumskartonagen und Archivordner sowie für kleinteilige Bestände PE-Beutel und -Folien verwendet werden.

11.13

Ursachen – Ausstellungsmobiliar

Werden die Exponate durch Vitrinen oder verglaste Rahmen geschützt?

11.14

Ursachen – Ausstellungsmobiliar

Besteht das Ausstellungsmobiliar aus emissionsarmen Materialien?

Zum Ausstellungsmobiliar gehören u.a. Stellwände, Podeste, Vitrinen, Hängevorrichtungen, Rahmen und Beschilderungen. Nur wenige Materialien gelten als emissionsarm/-frei und sind somit für Ausstellungseinrichtungen geeignet. Hierzu zählen pulverbeschichtete Metalle, Glas, silikatische Werkstoffe und Stein. Des Weiteren können Acrylglas, Folien und Vlies aus Polyethylen und Polyester, gewaschene Baumwolltücher, säurefreie Kartonagen sowie essigsäurefrei abbindende Kleb- und Dichtstoffe zum Bau von Vitrinen und Rahmen verwendet werden. Neben der Prüfung von Herstellerangaben sollten alle zur Konstruktion vorgesehenen Materialien von einem akkreditierten Labor auf Schadstoffe geprüft werden.

11.15

Ursachen – Ausstellungsmobiliar

Weisen die Vitrinen der Ausstellung eine geringe Luftwechselrate auf?

Die Luftwechselrate von Vitrinen wird von ihrer Konstruktionsweise und den verwendeten Baumaterialien bestimmt. Diese beeinflussen Eigenschaften wie Infiltration, Diffusion und Dampfdurchlässigkeit der Vitrine. Im Zuge des Luftwechsels zirkuliert die Luft über Fugen, Spalten und andere Undichtigkeiten, ggf. auch durch die Materialien, sodass die Luft zwischen dem Raum und dem Innenbereich der Vitrine zirkuliert. Grund für den Luftaustausch sind Unterschiede im Außen-/Innendruck, Temperatur- und Feuchtigkeitsgefälle oder Luftzug im Raum. Die Innenluft einer durchschnittlichen, gut dichten Vitrine wird innerhalb von 30 bis 33 Tagen komplett ausgetauscht (Pumpeffekt). Dies ist als normal zu werten und sollte toleriert werden.
Eine geringe Luftwechselrate von Vitrinen gewährleistet den Schutz der Objekte vor Schadstoffen der Außen-/Raumluft und vor Stäuben sowie teils vor Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen. Voraussetzung ist jedoch, dass die gewählten Konstruktionsmaterialien geprüft und emissionsarm sind. Denn durch ungeeignete Konstruktionsmaterialien besteht bei geringer Luftwechselrate die Gefahr, dass Schadstoffe sich aufkonzentrieren, sich also ansammeln.
Zur Bestimmung der Luftwechselrate bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten an:
1. Ermittlung des Differenzdrucks (analog zum blower-door-test): In der Vitrine wird ein leichter Überdruck erzeugt und der Druckabfall im Verhältnis zur Umgebung über einen definierten Zeitraum bestimmt.
2. Messung mittels Indikatorgas (tracer gas): In die Vitrine wird eine bestimmte Menge Indikatorgas (zumeist CO2 oder N2O) eingebracht. Die entstehende Konzentrationsabnahme in der Vitrine bzw. die Differenz zum Umgebungsraum wird mit einem Gasanalysator oder Datenlogger ermittelt und aus dem Konzentrationszeitgefälle die Luftwechselrate ermittelt.

11.16

Ursachen – Ausstellungsmobiliar

Sind die zur Präsentation eingesetzten Materialien in den Vitrinen emissionsfrei?

Häufig werden Vitrinen als emissionsarm eingestuft; dennoch entwickeln Exponate während der Ausstellungslaufzeit Schäden. Diese sind teils auf verwendete Hilfsmittel für die Präsentation zurückzuführen, d.h. Sockel, Montagen oder auch Beschilderungen. Da insbesondere Sockel und Montagen in direktem Kontakt zu den Objekten stehen, sollten diese - wie die Konstruktionsmaterialien selbst – aus geprüften, emissionsarmen Materialienbestehen.

11.17

Methoden – Einflüsse der Exponate und deren konservatorischer Behandlung

Wird die Sammlung getrennt nach organischen/anorganischen Materialien gelagert?

11.18

Ursachen – Einflüsse der Exponate und deren konservatorischer Behandlung

Sind die an der Sammlung in der Vergangenheit durchgeführten konservatorisch-restauratorischen Maßnahmen sowie die eingesetzten Produkte dokumentiert?

Im Zuge konservatorisch-restauratorischer Maßnahmen werden neben den übergreifenden Zielen und dem Konzept u.a. die fotografische, zeichnerische und schriftliche Dokumentation des Erhaltungszustands, naturwissenschaftliche Untersuchungen sowie die geplanten und durchgeführten Maßnahmen festgehalten. Zudem sind Informationen zu erfolgten Methoden und eingesetzten Materialien und Chemikalien enthalten, samt chemischer/technischer Angaben (Produktdatenblätter). So können spätere Bearbeiter/innen eventuelle Folgereaktionen der eingesetzten Substanzen am Objekt einschätzen und bewerten.

11.19

Methoden – Erfassen und Messen

Wird in den Depots oder Magazinen ein Schadstoffmonitoring durchgeführt und werden hierbei passive mit aktiven Messungen kombiniert?

Insbesondere in den Depots und Magazinen von Sammlungen sollte ein Schadstoffmonitoring durchgeführt werden (vgl. Einführung). Dieses ermöglicht das frühzeitige Erkennen eines Gefahrenpotenzials durch flüchtige organische Verbindungen sowie die zeitnahe Reduzierung und Entfernung der emittierenden Materialien (Lagermedien, Verpackungen). Eine Kombination aus punktuellen aktiven Messungen mit passivem Langzeitmonitoring bietet eine möglichst breite Erfassung aller Parameter.

11.20

Methoden – Erfassen und Messen

Wird in den Ausstellungsbereichen ein Schadstoffmonitoring durchgeführt und werden hierbei passive mit aktiven Messungen kombiniert?

Auch im laufenden Ausstellungsbetrieb sollte ein Schadstoffmonitoring durchgeführt werden. Mit Inbetriebnahme der Vitrinen und trotz sorgfältiger Vorabprüfung kann sich aus dem Zusammenspiel der Konstruktions- und Objektmaterialien sowie in Wechselwirkung mit den Umgebungsparametern erst im Ausstellungsbetrieb eine Schadstoffgefährdung entwickeln. Fortlaufende Messungen ermöglichen das frühzeitige Erkennen flüchtiger organischer Verbindungen sowie die zeitnahe Reduzierung und Entfernung der emittierenden Materialien (Vitrinenbestandteile, Hilfsmittel Präsentation). Eine Kombination aus punktuellen aktiven Messungen mit passivem Langzeitmonitoring bietet eine möglichst breite Erfassung aller Parameter.

11.21

Methoden – Erfassen und Messen

Wird in den Depots oder Magazinen ein Monitoring auf Stäube durchgeführt?

Um das in Depots oder Magazinen vorliegende und somit die Sammlungen und Bestände gefährdende Staubvolumen einzuschätzen, werden portable Messgeräte (Glossmeter) eingesetzt. Weiterhin können einfache Staubsammelgefäße sowohl im Raum als auch in/an/auf den Lagermedien positioniert und der aufgefangene Staub in regelmäßigen Abständen unter dem Mikroskop ausgewertet werden. Aus den Ergebnissen können weiterführende Schutzmaßnahmen abgeleitet sowie präzise Reinigungszyklen geplant werden.

11.22

Methoden – Erfassen und Messen

Wird in den Ausstellungen ein Monitoring auf Stäube durchgeführt?

Um die Staubmenge der Raumluft und somit die Gefährdung freistehender Exponate im Ausstellungsbereich einzuschätzen, werden portable Messgeräte (Glossmeter) eingesetzt. Weiterhin können einfache Staubsammelgefäße im Ausstellungsraum/in der Nähe der Objekte aufgestellt und der aufgefangene Staub in regelmäßigen Abständen unter dem Mikroskop ausgewertet werden. Aus den Ergebnissen lassen sich weiterführende Schutzmaßnahmen ableiten sowie präzise Reinigungszyklen planen.

11.23

Methoden – Personal und Nutzer

Liegt für das Depot oder Magazin ein Leitfaden zur Nutzung vor, der u.a. Informationen zum Umgang mit durch Gefahrenstoffe belastete Objekte enthält?

11.24

Methoden – Personal und Nutzer

Kann Ihre Einrichtung auf internes oder externes Fachpersonal für den Umgang mit Schadstoffen zurückgreifen?

Als Fachpersonal gelten ausgebildete Restaurator/innen, die Maßnahmen der Schadstoffprüfung und -kontrolle durchführen und planen bzw. den Kontakt zu qualifizierten externen Stellen herstellen können. Auch die (Konservierungs-)Labore der großen staatlichen Einrichtungen oder zertifizierte Labore, die mit ausgebildeten Chemiker/innen arbeiten, können Schadstoffuntersuchungen planen und durchführen.